Pesaro liegt auf einer Schwemmterrasse an der Adriaküste, zwischen dem Hügel Ardizio und dem Vorgebirge S. Bartolo; die Provinzhauptstadt an der Mündung des Flusses Foglia, ist ein beliebter Badeort mit mehr als vier Kilometer langen Stränden, einem Handelshafen, einem Hafenbecken für Freizeitboote und Strukturen, die exzellent für Tourismus und Sport ausgerüstet sind. Dank bedeutender kultureller und künstlerischer Veranstaltungen ist die Stadt auf der ganzen Welt bekannt; besonders hervorzuheben ist das „Rossini Opera Festival“, das dem berühmten Künstler aus Pesaro alljährlich gewidmet wird. Die Stadt war schon vor dem 6. Jh. v. Chr. bewohnt, doch die römische Kolonie Pisaurum, in der der Tragödiendichter Lucio Accio das Licht der Welt erblickte, wurde erst 184 v. Chr. gegründet. Ein Jahrzehnt später wurde der Bau der rechteckigen Mauer mit Ost-West- und Nord-Süd-Achse beendet. Nach wechselhaften Geschicken verfiel die Stadt nach und nach und wurde letztendlich von den Goten unter Vitige (539 n.Chr.) zerstört. Nachdem sie schrittweise auf den Resten der römischen Ortschaft wieder aufgebaut wurde, machten die Byzantiner die Stadt zu einem Teil des Fünferbundes der adriatischen Städte, der überdies noch Rimini, Fano, Senigallia und Ancona umfaßte. Nach einer kurzlebigen Herrschaft durch die Langobarden, wurde die Stadt von den Franken an den Papst verschenkt (774 n.Chr.). Im 12. Jahrhundert wurde Pesaro eine freie Gemeinde und kämpfte mit benachbarten Städten (im besonderen Fano) um die Ausweitung des Territorium, bis es letztendlich (1285) von Malatestino Malatesta und seinen Erben unterworfen wurde. Unter Pandolfo II erwarben die Malatesta im Jahr 1343 den Titel „Signori di Pesaro“. Ihre Freigebigkeit wird vom formvollendeten, gotischen Portal der Kirche S.Francesco (besser bekannt als Madonna delle Grazie) bekundet, in der man die Kapelle der Seligen Michelina Metelli bewundern kann, die im Jahr 1356 gestorben ist. Nach Pandolfo II, der mit dem bekannten Francesco Petrarca durch enge Freundschaft verbunden war, übernahm sein Sohn Malatesta, „dei Sonetti“ genannt, die Herrschaft; er war ein Mann der Waffen und der Literatur, der – dem Beispiel des Vaters folgend – die wunderbaren gotischen Portale der Kirche S.Domenico und S.Agostino bauen ließ und seinen Wohnsitz in einen kostbaren Palast verwandelte. Sein Tod (1429) brachte den schrittweisen Verfall der Malatesta von Pesaro mit sich, da Galeazzo sich vom Cousin Sigismondo, Herr von Rimini, bedroht fühlte und die Stadt an Alessandro Sforza (1445) verkaufte, anstatt sie selber zu behalten. Der Familie Sforza (Alessandro, Costanzo und Giovanni) verdankt Pesaro die von Laurana erbaute Fassade des Palazzo Ducale (1461-1465), die berühmte Villa Imperiale auf dem Hügel S.Bartolo, die später von den Della Rovere erweitert und verschönert wurde (16. Jh.), den wunderbaren Chor mit Intarsienarbeiten in der Kirche S.Agostino und den Bau von Rocca Costanza. Nach dem Tod von Giovanni Sforza ging die Herrschaft von Pesaro an Francesco Maria I Della Rovere über, der ein Neffe des Papstes Julius II war (1513). Unter der Führung der Della Rovere (Francesco Maria I, Guidubaldo II und Francesco Maria II) wurde die grandiose, fünfeckige Stadtmauer von Pesaro erbaut, von der uns bis heute die Bastei der Giuli-Gärten und die nahe Porta Rimini erhalten geblieben sind; ferner die monumentale Kirche S.Giovanni Battista – ein Meisterwerk von Gerolamo Genga – die Erweiterung des Palazzo Ducale, die achteckige Kirche S.Ubaldo, die prunkvolle Kirche Nome di Dio sowie die Realisierung des Kanalhafens, der im 18. Jahrhundert umgebaut wurde. Unter den Della Rovere wurde Pesaro als Hauptstadt an das Herzogtum Urbino angeschlossen, bis sie schließlich dem Kirchenstaat zufiel (1631). Von diesem Zeitpunkt an blieben Pesaro und Urbino Hauptstädte der päpstlichen Legation, desgleichen zur Zeit Napoleons und nach der Vereinigung des italienischen Reiches (1861). Diese Jahre zeichnen sich durch illustre Persönlichkeiten aus, wie Annibale degli Abbati Olivieri (1708-1789), den Gründer des gleichnamigen Museums und der angeschlossenen Bibliothek, die heute im Palazzo Almerici aus dem 17. Jahrhundert untergebracht sind, und den Architekten und Maler Gianandrea Lazzarini (1710-1809), der den Palazzo Olivieri plante (heute Sitz des Konservatoriums ‚G.Rossini‘) und mehrer Säle des herrschaftlichen Palazzo Toschi-Mosca und des ehemaligen Diözesanseminars ausschmückte. Auch Domenico Mazza stammt aus Pesaro (1755-1847); er war der Besitzer einer wertvollen, bemalten Keramiksammlung, die heute im Keramikmuseum bewundert werden kann; daran angeschlossen sind das Stadtmuseum und die Pinakothek, wo das herausragendste Werk, die ‚Pala di Pesaro‘ von Giovanni Bellini, ausgestellt ist. Unter der Kathedrale (Fassade aus dem 12. Jahrhundert) findet man zwei fabelhafte, übereinanderliegende Bodenmosaiken, die hinsichtlich Größe und Erhaltungszustand als einzigartig bezeichnet werden können (4. und 6. Jahrhundert). Sehenswert ist auch das kleine Museum im Geburtshaus des berühmten Komponisten Gioachino Rossini, dem das gleichnamige Theater aus dem 19. Jahrhundert gewidmet ist; das vom Architekten Pietro Ghinelli geschaffene Theater wurde 1818 eröffnet und ist alljährlich Schauplatz des berühmten „Rossini Opera Festival“. Zum Gemeindegebiet von Pesaro gehören desgleichen die antiken Schlösser Novilara und Candelara, auf der rechten Seite des Fogliatales; hier kann man auf den emporragenden Mauern ein unbeschreibliches Panorama genießen. Novilara ist überdies für die antike, pizenische Nekropolis bekannt (8.-6. Jh.v.Chr.), die im letzten Jahrhundert in der Umgebung ans Tageslicht kam. Gastronomie: Passatelli und Cresc‘ tajed, Pasticciata, Fisch „alla Marinara“, Weine mit Ursprungsbezeichnung D.O.C. (Colli Pesaresi), Crescia di Pasqua, Pandolce und Castagnole.
Pesaro
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